Immer noch ist Öffentlichkeitsarbeit eine wichtige und zentrale Aufgabe der Prävention im Bereich sexualisierte Gewalt in Kindheit und Jugend. Dies unterstrich eins der Ergebnisse der repräsentativen Studie von Dreßing et al. (2025): „insgesamt geben […] aber fast 50% an, über keinerlei Wissen zu Hilfsangeboten zu verfügen“. In den letzten 15 Jahren gab es eine Vielzahl an öffentlichen Kampagnen und medienwirksamen Fällen sexualisierter Gewalt und dennoch werden viele Menschen nicht erreicht. Eine kontinuierliche Öffentlichkeitsarbeit scheint unerlässlich.
12,7% der Befragten gaben innerhalb der Studie an betroffen von sexualisierter Gewalt in Kindheit und/ oder Jugend zu sein. Dabei teilten sich 37,4% der Betroffenen das erste Mal innerhalb dieser Erhebung mit. „Es ist bemerkenswert, dass trotz Aufklärungs- und Präventionskampagnen als Gründe hierfür häufig Schamgefühle berichtet wurden und die Annahme, dass einem ohnehin nicht geglaubt werde.“ Sprachlosigkeit und Tabuisierung innerhalb der Gesellschaft bleibt also eine große Herausforderung und gesprochen mit Giséle Pelicot muss die Scham die Seite wechseln.
Ebenso muss weiterhin über die Zugänge zu Hilfe, justizieller Gerechtigkeit und Entschädigung gesprochen und gestritten werden: Nur 7,4% der Betroffenen stellten gegen mindestens eine*n Täter*in Anzeige. Nur 14,1% der Betroffenen geben an psychotherapeutische Hilfe bzgl. der erlebten sexualisierten Gewalt in Anspruch genommen zu haben und nur 2,3% berichten von irgendeiner Form der Entschädigung. Ein großer Teil der Betroffenen scheint ohne Sprache, Anerkennung, Hilfe und Entschädigung zu bleiben.
In diesem Zusammenhang erschreckt es umso mehr, dass der Fonds sexueller Missbrauch abgewickelt wird und faktisch seit März 2025 für Antragstellende geschlossen wurde. Der Fonds ist ein begrenztes ergänzendes Hilfesystem, doch durch seine niedrigen Schwellen war es meist das einzige welches Betroffene erreicht hat und damit im Stellenwert der Hilfen nicht zu unterschätzen ist. Hier ist die Politik gefordert schnellstmöglich ein rechtssicheres Nachfolgesystem zu etablieren, wie auch Julia Gebrande als Vorsitzende der unabhängigen Aufarbeitungskommission im Interview mit dem DLF kürzlich gefordert hat (https://www.deutschlandfunk.de/vorsitzende-der-aufarbeitungskommission-fordert-nachfolgemodell-fuer-fonds-sexueller-missbrauch-102.html).
Wir als faX bleiben dran! Wir nehmen die Betroffenen in den Blick und stärken die Verantwortung der erwachsenen im Umfeld von Kindern und Jugendlichen.
Quelle: Dreßing H, Hoell A, Scharmann L, Simon AM, Haag AC, Dölling D, Meyer-Lindenberg A, Fegert JM: Sexual violence against children and adolescents: A German nationwide representative survey on its prevalence, situational context, and consequences. Dtsch Arztebl Int 2025; 122: 285–91. DOI: 10.3238/arztebl.m2025.0076